Wenn Hilfe zur Last wird
Hilfe zu leisten ist eine menschliche Tugend, die viele von uns als selbstverständlich ansehen. Doch was passiert, wenn das Bedürfnis zu helfen überhandnimmt? Das Helfersyndrom beschreibt ein Verhalten, das nicht nur für den Helfenden, sondern auch für den Hilfesuchenden negative Folgen haben kann. In diesem Artikel gehen wir den Fragen nach, warum nicht jeder Hilfe benötigt, warum übermäßiges Helfen schädlich sein kann und wie du lernen kannst, deine eigenen Grenzen zu setzen.
Warum helfen nicht immer hilfreich ist
Helfen ist edel, doch oft kann es mehr schaden als nützen. Menschen mit einem Helfersyndrom neigen dazu, anderen ihre Unterstützung aufzudrängen, auch wenn diese nicht darum gebeten haben. Dies kann dazu führen, dass die Hilfesuchenden in ihrer Selbständigkeit eingeschränkt werden. Nicht jeder möchte sofort eine Lösung oder Unterstützung; manchmal ist es wichtiger, einfach zuzuhören und Raum für eigene Erfahrungen zu lassen.
Die Ursprünge des Helfersyndroms
Das Helfersyndrom hat häufig tiefere Wurzeln und Glaubenssätze. „Ich bin nur wertvoll und werde gesehen, wenn ich helfe!“, könnte zum Beispiel ein solcher Satz lauten. Es kann aus Kindheitserfahrungen stammen, in denen das eigene Selbstwertgefühl stark mit dem Helfen verknüpft wurde. Oftmals haben Menschen, die in einem Umfeld aufgewachsen sind, in dem Hilfe ein zentrales Thema war, das Bedürfnis anderen immer zur Seite zu stehen. Auch soziale und kulturelle Normen spielen eine Rolle. In vielen Gesellschaften wird die Hilfsbereitschaft hochgeschätzt, was den Druck erhöht, ständig für andere da zu sein.
Warum machst du das?
Helfen kann dir ein Gefühl der Erfüllung und des Sinns geben. Es macht dich glücklich zu wissen, dass du einen Unterschied im Leben eines anderen machst. Doch es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass dieses Gefühl auch von der eigenen Unsicherheit und dem Bedürfnis nach Anerkennung genährt werden kann. Manchmal hilft das Helfen, eigene Ängste zu verbergen oder von eigenen Problemen abzulenken.
Wie kommst du aus dem Helfersyndrom heraus?
Der erste Schritt ist, deine eigenen Bedürfnisse zu erkennen und zu akzeptieren. Setze dir Grenzen und lerne auch mal „Nein“ zu sagen. Es ist wichtig, dir klarzumachen, dass du nicht jedem helfen kannst, musst oder sollst. Jeder hat das Recht, seine eigenen Wege finden, selbst wenn diese für dich unmissverständlich erscheinen. Indem du deine eigenen Grenzen respektierst, ermöglichst du anderen, ihre Herausforderungen selbst zu meistern. Und fairer ist es auch, den manchmal entsteht unbewusst ein unausgesprochenes Missverständnis, das lautet: „Ich helfe dir, also hilfst du mir.“. Ob wir das nun zugeben wollen oder nicht, es ist oft der Fall, und Menschen mit Helfersyndrom sind dann oft enttäuscht und verstehen nicht warum andere nicht bereit dazu sind das gleiche zu geben. Die Wahrheit ist, müssen sie nicht.
Wie sage ich „Nein“ zu gut gemeinter Hilfe?
Das kann eine Herausforderung sein. Am besten funktionieren, wie so oft Ich- Botschaften. „Ich schätze dein Angebot, aber ich muss das selbst in die Hand nehmen.“, könnte so eine Formulierung lauten. So zeigst du, dass du die Absichten des anderen respektierst aber auch deine eigenen Grenzen kennst. Zum Thema Grenzen setzten gibt es auch schon einen Beitrag von mir, falls du da tiefer eintauchen möchtest 😊
Wissenschaftliche Fakten
Studien zeigen, dass Menschen mit einem ausgeprägten Helfersyndrom häufig unter Stress und Erschöpfung leiden. Psychologen warnen, dass übermäßiges Helfen zu einem Burnout führen kann. Es ist wichtig darauf zu achten, dass das eigene Wohlbefinden nicht auf der Strecke bleibt.
Buchtipp
Ein passendes Buch zu diesem Thema ist „Die Kunst des Nein- Sagens“ von Damon Zahariades. Es bietet praktische Strategien, um zu lernen, wie man freundlich, aber bestimmt Grenzen setzt.
„Manchmal ist die beste Hilfe, die du jemandem geben kannst, einfach da zu sein und zuzuhören. Du kannst sogar fragen: „Brauchst du Raum oder Lösung?“. – Unbekannt
Meine Meinung
Das Helfersyndrom ist ein interessantes, aber oft missverstandenes Phänomen. Es zeigt, wie wichtig es ist, die Balance zwischen Helfen und Selbstfürsorge zu finden und das ungefragtes oder aufgedrängtes helfen, mehr schadet als nützt. Indem wir unsere eigenen und die Grenzen des anderen respektieren, können wir sowohl uns selbst als auch anderen besser helfen.
Denk daran, dass echte Hilfe auch bedeutet, anderen die Freiheit zu lassen, ihre eigenen Erfahrungen zu machen. Du bist nicht allein, und es ist in Ordnung dich selbst an erster stelle zu setzen. Ich gehe sogar so weit zu behaupten das man das immer in jedem Lebensbereich und zu jeder Zeit muss, den sonst kann man nie ganz bei anderen sein, geschweigenden anderen helfen. Es ist wie im Falle eines Flugzeugabsturzes, da setzten wir auch uns zuerst die Maske auf.
Herzliche Grüße
Jasmin die Mitreisende









